Schweizer Holzindustrie-Kongress 2025: Mehr Holzernte JA – aber wie?
Vorwort des Präsidenten Jacques Rime
Dass der Aargauer Wald nicht nur als Natur- und Erholungsraum eine grosse Bedeutung hat, sondern auch in Bezug auf die Holzproduktion, zeigte Ralf Bucher, Bauer, Waldbesitzer und Vizepräsident des Aargauer Grossrates, in seiner Ansprache im neuen Saal des «CASPAR Drei-Häuser-Hotels» in Muri - einem Raum, der nicht zuletzt wegen seines raffiniert umgesetzten, über 16 Meter hohen und aus 20’000 Holzstäben bestehenden Faltdaches beim Prix Lignum 2024 in der Kategorie Schreinerarbeiten mit Gold ausgezeichnet wurde. Denn der Aargauer Wald ist drittgrösster Holzproduzent des Landes und hat mit einem Erntevolumen von 412’000 Festmetern pro Jahr die Nachhaltigkeitsgrenze erreicht. Es gelang zudem - auch dank dem persönlichen Einsatz von Ralf Bucher – die Holzförderung bei kantonalen Bauten im kantonalen Waldgesetz festzuschreiben. Die Umsetzung stösst aber an Grenzen, denn der Laubholzanteil im Wald nimmt weiter zu, dementsprechend wird immer mehr Holz verfeuert statt verbaut.
Rundholzpreis: Mehr Transparenz
Das zeigt auch die Statistik: Die Holznutzung nimmt tendenziell ab, und vor allem: Sie verschiebt sich weg vom Stamm- und Industrieholz hin zum Energieholz. Und das bestätigte auch Christoph Niederberger, Direktor von WaldSchweiz. «Die Bedeutung der Holzproduktion im Forst nimmt ab, und - teilweise lukrativere - Nebenerwerbe werden wichtiger: zum Beispiel die Spezialholzerei, Ökoprojekte oder Dienstleistungen zu Gunsten des Freizeitraumes Wald.» Wenig überraschend geht es also bei der Motivation zur Holzproduktion auch um den Preis, der für das Rundholz bezahlt wird. Hier braucht es, da sind sich Holzindustrie Schweiz und WaldSchweiz einig, mehr Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Einvernehmen. Da kommt es gelegen, dass es dank eines politischen Vorstosses von Ständerat Daniel Fässler nun gesetzlich wieder möglich ist, in einer Holzmarktkommission auf Verbandsebene über eine bedürfnisgerechte Holzversorgung zu reden und allenfalls sogar unverbindliche Richtpreise zu publizieren. Das erste Treffen soll auf Initiative von WaldSchweiz schon Ende Januar 2026 stattfinden.
Gebot der Stunde: Flexiblere Holzschlagperioden
Auch Ivan Pahud, Nationalrat, Präsident von Lignum Vaud und neu auch Präsident des Forstunternehmerverbandes FUS, spürt die Zurückhaltung im Forst bei der Holznutzung. «Ziel muss sein, die vorhandenen Potenziale auszuschöpfen», sagte er, «denn die Versorgungslage mit Rundholz ist in manchen Regionen kritisch.» Momentan grosse Sorge bereiten ihm wie der gesamten Holzindustrie die grosszügige Festlegung von Brut- und Setzzeiten und damit einhergehende, teils massive Einschränkungen der Holzschlagperioden durch gewisse Kantone. Einen gesetzlichen Rahmen bietet die Verordnung des Natur- und Heimatschutzgesetzes, die - nicht zuletzt aus Furcht vor Zivilklagen – zum Teil restriktiv umgesetzt wird. Klar ist jedoch, dass sich die Bedingungen zum Holzen verändert haben. Eine Garantie, dass Holz im Winter auf gefrorenen Böden abtransportiert werden kann, gibt es nicht mehr. Deshalb suchen die betroffenen Verbände nun dringlich das Gespräch mit den verantwortlichen kantonalen Stellen.
Weniger Geld vom Bund
Warum gibt es keinen Vorstoss auf Bundesebene? «Wir müssen mit den parlamentarischen Mitteln sorgsam umgehen», sagte Ivan Pahud: «Wichtig ist nicht die Menge, sondern die Qualität der Vorstösse.» Vielmehr wünscht er sich, dass die Politiken der diversen Bundesämter besser aufeinander abgestimmt werden. Adressat beider Anliegen war an dieser Veranstaltung Dr. Paul Steffen, stellvertretender Direktor des BAFU und dort verantwortlich für die Bereiche Wald und Naturgefahren. Er zeigte, dass in der Datenbank des Schweizer Parlaments seit 1983 rund 3000 Treffer zum Thema Wald und Holz verzeichnet sind, und listete einige aktuelle Vorstösse auf, die zum Beispiel mehr Flexibilität beim Rodungsersatz oder bessere Rahmenbedingungen für die Wertschöpfungskette Holz fordern. Keine Frage: Die Anliegen der Holzindustrie sind beim BAFU angekommen. Die Kontakte, das bestätigte auch HIS-Präsident Jacques Rime, sind gut. So hat die Forderung nach einer Million Kubikmeter mehr Rohholz in die neue integrale Wald- und Holzstrategie Eingang gefunden, die Notwendigkeit der Förderung der Walderschliessung innerhalb und ausserhalb des Schutzwaldes ist ebenso unbestritten wie die verstärkte Nutzung von Schweizer Holz. Der Wille ist zweifellos da, ausgewogene Lösungen finden, um allen Interessengruppen gerecht zu werden. Leider werden jedoch die finanziellen Mittel immer knapper. So musste Paul Steffen ankündigen, dass im Rahmen des Entlastungspaketes des Bundes die Gelder des Aktionsplanes Holz ab 2027 wesentlich gekürzt werden.
Kleine Schritte statt grosse Würfe
Klar ist also: Einen grossen Wurf wird es nicht geben. Kleine Schritte sind gefragt. Christoph Niederberger brauchte hierzu das Bild eines Adventskalenders: Es gehe darum, viele kleine Türen und Türchen zu öffnen, um letztlich eine nachhaltige Verbesserung zu erzielen. Eine mag die Holzmarktkommission sein, eine Zweite die Schaffung guter Rahmenbedingungen für Neu- oder Ersatzinvestitionen, eine Dritte Verhandlungen mit den Behörden über einen industriefreundlicheren Vollzug der Holznutzungsbewilligungen. «Türen zu öffnen bedeutet aber auch, Klinken zu putzen. Bei den Kantonen. Bei den Gemeinden. Bei den Waldeigentümern und Förstern», weiss Michael Gautschi, Direktor von Holzindustrie Schweiz. Bereits ist ein Projekt in der Pipeline. Arbeitstitel: «Holzmobilisierung an der Basis.»
Auskünfte: Michael Gautschi, Direktor Holzindustrie Schweiz, Tel. 031 350 89 89.
