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2. Schweizer Holzindustriekongress: Holz mobilisiert

Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind am 17. November nach Yverdon zum 2. Schweizer Holzindustriekongress gereist.

Namhafte Referentinnen und Referenten legten am zweiten Schweizer Holzindustriekongress in Yverdon-les-Bains dar, wie volatil die internationalen Holzmärkte sind – und wie man die Mobilisierung von Schweizer Holz optimieren kann.

Zuerst zu den Märkten: Gerd Ebner, Chefredakteur des Holzkurier, brauchte eindrückliche Worte, um die aktuellen Verwerfungen in der europäischen Holzindustrie zu beschreiben. Die für unsere Nachbarländer Deutschland und Österreich so wichtigen Exporte nach Übersee sind just in dem Moment zusammengebrochen, wo auch die europäische Baukonjunktur mächtig ins Stocken geraten ist. Zur gleichen Zeit, in der deshalb bestehende Produktionen zurückgenommen werden, um den Schnittholzpreis nicht noch mehr abstürzen zu lassen, entstehen aber im Akkord neue Anlagen und Fabriken, um neue Produkte und Holzbausysteme zu lancieren. Derweil wird die Holzmobilisierung immer schwieriger. Denn die Wälder in Europa leiden derart unter dem Klimawandel (oder eher: Klimaschock?), dass Gerd Ebner – bezogen auf die Situation in Thüringen – einen neuen Begriff nach Yverdon brachte: «Entfichtung».

Wenn Gerd Ebner trotzdem Optimismus verbreitete, dann aus drei Gründen: Erstens ist sich die Holzindustrie – siehe die letzten Jahre – gewohnt, dass Marktprognosen generell schwierig sind und allzu oft alles anders kommt. «Zweitens stimmen die immer noch relativ stabile Auftragslage der Holzbauer und die Aussagen von Ursula von der Leyen, Europa zum Holzbaukontinent zu machen, eher zuversichtlich», sagte Gerd Ebner vor über 100 Zuhörenden im repräsentativen und modernen Holzbau des Einkaufszentrums Explorit. Und drittens überbieten sich neuerdings kontinentweit die grossen Investoren – Nachhaltigkeit und Netto Null lassen grüssen – im Aufgleisen von riesigen Holzbauprojekten.

Mehr Holz aus Schweizer Wäldern ist realistisch
Dies ist auch in der Schweiz nicht anders. Obwohl das Exportproblem der EU-Holzwirtschaft für die Schweiz – wegen des Preisdrucks – zu einem Importproblem geworden ist, hält sich der Produktionsrückgang bei unseren Sägewerken im einstelligen Prozentbereich – und damit einigermassen in Grenzen. Auch der Kapazitätsausbau bewegt sich in Dimensionen, die im einheimischen Markt auch tatsächlich eine Nachfrage finden. So können wir uns hierzulande ganz dem Thema widmen, wie das zusätzliche Holz, das wir stofflich und zunehmend auch energetisch brauchen, bereitgestellt werden kann. Interessant war dabei zu erfahren, was im Gastkanton des diesjährigen Holzindustriekongresses diesbezüglich unternommen wird. Der Waadtländer Kantonsoberförster Jean Rosset berichtete von sehr effizienten Förderprogrammen für den Bau mit einheimischem Holz. Und ja: «Man könnte bei uns 50 000m3 – 100 000m3 mehr ernten», sagte Rosset. Didier Wuarchoz, Direktor der Vermarktungsorganisation «La Forestière», die für über 80% des Waadtländer Holzes zuständig ist, präzisierte, dass viel ungenutztes Holz im Schweizer Privatwald brachliegt. «Vor allem für Privatwaldbesitzer muss ein Holzschlag rentieren», gab er zu Bedenken. Wichtig sei deshalb, die Rundholzpreise, die man in den letzten Jahren habe anheben können, zu halten. Wuarchoz warnte jedoch: wer langfristig denkt, müsse den Rückgang der Fichtenvorkommen im Auge behalten.

Erschliessung wird zum Thema
Eine Strategie ist hierbei, an bisher unerschlossene Fichtenreserven in den Schweizer Voralpen und Alpen heranzukommen. Janine Schweier und Leo Bont von der Forschungsgruppe Nachhaltige Forstwirtschaft der WSL präsentierten hierzu – basierend auf einem eigens entwickelten Methoden-Set «Gesamtkonzepte Erschliessungen» - ihre Modellrechnungen. Fazit 1: Eine ökonomische nachhaltige Holznutzung hängt entscheidend mit der Erschliessungsqualität zusammen. Fazit 2: Eine optimierte Strassenerschliessung erlaubt ressourcenschonendere Holzernteverfahren und senkt auch die Kosten des Abtransportes. An der an die Vorträge anschliessenden Podiumsdiskussion wichtig wurde aber vor allem Fazit 3: «Realistisch werden solche Erschliessungsprojekte im Einzelfall vor allem dann, wenn sie auch Interessen anderer Akteure bedienen und zusammen etwa mit der Energiewirtschaft, der Landwirtschaft und dem Tourismus aufgesetzt werden», sagte Janine Schweier. Roland Furrer, Geschäftsführer Forstunternehmer Schweiz, nahm diesen Ball gerne auf und ist froh, dass «das Erschliessungsthema die Tabuzone verlässt und salonfähig wird.» Für Thomas Lädrach, Präsident von Holzindustrie Schweiz, sind nun Bund und Kantone in der Pflicht: «Es braucht hier ein Engagement der öffentlichen Hand. Einige Kantone gehen mit Seilkranbeiträgen in die richtige Richtung. Nun braucht es, als Verbundaufgabe zwischen Bund und Kantonen, zusätzliche Erschliessungsbeiträge». Für Michael Gautschi, Direktor von Holzindustrie Schweiz, ist deshalb klar: «Wir werden den Dialog suchen mit den Kantonen und Waldbesitzern, um – zusammen mit anderen Interessengruppen und der Forschung – das Erschliessungsthema weiter zu vertiefen und zu koordinieren».


Auskünfte: Michael Gautschi, Direktor Holzindustrie Schweiz, Tel. 079 916 98 64.

Weitere Informationen zum Thema Walderschliessung:
www.wsl.ch/de/projekte/walderschliessung/

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Holzindustrie Schweiz – Verband der Säge- und Holzindustrie

Holzindustrie Schweiz ist ein unabhängiger Verein, der sich seit 1886 als Unternehmerverband für die Interessen der Sägewerke und der weiterverarbeitenden Betriebe der Holzindustrie einsetzt. Holzindustrie Schweiz zählt rund 200 Unternehmen als Direktmitglieder. Für diese organisiert der Verband die Berufsbildung, handelt die Sozialpartnerschaft aus und übernimmt diverse administrative und regulatorische Aufgaben. Er repräsentiert zudem die Branche gegen aussen, engagiert sich in diversen Branchenorganisationen und ist Trägerverband von Lignum Holzwirtschaft Schweiz. Mehr Infos unter www.holz-bois.ch.